Tagesbericht 17.6.15

Gstern am späten Abend registrierte ich zum ersten Mal, dass ich meine nepalesische Familie nur wenig geholfen habe, da mein Kopf nur bei den Victims war und erst als wir das Haus von unseren BUAH (großer Familienstammvater) aufgrund der Einsturzgefahr räumen mussten, erkannte ich, dass sie mich niemals gefragt haben, nie mich gedrängt haben sondern immer still mitverfolgt haben, wie wir anderen Menschen an den verschiedensten Orten geholfen haben. Ich fragte ihn, warum er mich nicht gefragt hatte und seine Antwort war einfach schlicht und ergreifend, es war mir sehr unangenehm dich in deiner Arbeit zu stören….
Keiner meiner Familie bat mich um Unterstützung aber alle wussten dass ich helfe, nun fühle ich mich ein bisschen beschämt da ja auch sie Erdbebenopfer sind. Mal schauen wie ich auch in diesen Umfeld Hilfe leisten kann.

Wie gesagt fuhren wir am Morgen nach Chhalling und errichteten ein Notzelt für die Privatschule, damit ihr Unterricht fortgesetzt werden kann. Es erwies sich wieder als sehr schwierig, da wir anfangs kein geeignetes Gelände gefunden hatten. Aber am Ende hatten wir ein Stück flaches Land gefunden, zwar ein bisschen entfernt, aber dennoch besser als kein Unterricht. Und es ist einfach so in den Köpfen der Menschen, Schule bietet eine gewisse Sicherheit und Stärke.

Danach hatte ich ein Treffen mit Mohan damit ich die Arbeits-Handschuhe und Staubmasken übergeben konnte und wir führten ein nettes Gespräch. Was ich nicht wusste, dass er im Büro des Finanzministers arbeitet und er wird mir morgen einen Termin bei dieses Herren vereinbaren, damit wir eventuell Vorteile herausholen können, um unsere Güter aus dem Zoll zu befreien. NA bin mal gespannt, ob es wieder nur ein Tag mit Händeschütteln wird, oder ob es sich lohnt…
Aber ich werde jeden Strohhalm ergreifen, der mir die Chance bietet unsere Hilfsgüter aus dem Zoll zu bekommen.
Dann gings nach Kalanki um das Haus von Bua zu räumen und in eine Wohnung zu transportieren.
War noch ein eine spannende Sache bezüglich Transport aber auch diese Hürde wurde gemeistert.

Danach gings für mich mit hohen Fieber ins Bett und habe heute den ganzen Tag darin verbracht, es ist einfach niederwerfend, mein Körper kann die starke Verschmutzung und das ständige Einatmen der schwarzrußenden Fahrzeuge nicht verarbeiten und nachdem wir die letzten Tage sehr viel auf der Straße verbracht haben, ist dies nun ein Ergebnis der toxischen Belastung. Also mal einen Tag Auszeit und nur das notwendigste Erledigen, bissal schwitzn, bissal Fiebern, heiße Getränke genehmigen und einfach nur Ruhe…..

Auch realisierte ich, dass unser Volontär Programm fast abgeschlossen ist und wir mit unserer Arbeit beinahe zu Ende sind. Das Land ist versorgt und es geht nur mehr, um die begonnenen Bauprojekte fertig zu stellen und sich ernsthaft Gedanken zu machen um die Langzeitprojekte.
Es steht mir ein Wasserversorgungsprojekt im Sinn, dass wir eine Art Abfüllstation machen und Wasser zum geringen Preis, derzeit kostet der Liter 25-35 Rupies und wir haben die Möglichkeit unter Bildung von Arbeitsplätzen den Liter günstig um 10-15 Rupies per Liter zu verkaufen….
Diese Einnahmen sollten aber nicht als Profit gedacht werden, sondern um eben ein Langzeitprojekt zu starten und die Umgebung später mit Pipelines zu versorgen, da Wasser immer ein großes Problem darstellt und sie teilweise nur sehr verunreinigtes Wasser zur Verfügung haben oder für Wasser einen halben Tag herabsteigen müssen, um dann in Schlange anzustehen. Daher wäre mein großer Wunsch, diese Regionen mit Wasser zu versorgen. 
Zu Beginn eine Abfüllstation und das Wasser günstig verkaufen in 1l und 5l Kanister, gleich zu Beginn diese Gegenden mit Wassertankern zu versorgen, jedes Haus erhält einen Wassertank mit 1000l den sie um 250 Rupies (ca. 2 Euro) füllen können und dann mit dem Gewinn die Leitungen errichten und die Regionen mit frischen Quellwasser zu versorgen…
Was hält ihr davon?

Das nächste Projekt dass wir soeben gerade als Hauptthema haben ist, Häuser zur günstigen Vermietung zur Verfügung stellen. Es gibt tausende Menschen die wie auch bei uns keine Häuser oder Land besitzen aber kein zu Hause haben du die Mietpreise so gestiegen sind, dass sie gezwungen sind unter Plastikplanen zu schlafen oder von uns errichten Bambushäuschen, Zelte oder Schelter.
Die Land- und Häuslbesitzer werden jetzt von der Regierung mit Geld und in weiterer Zukunft mit günstigen Krediten versorgt. Aber was, dachte ich mir, ist mit den unzähligen Menschen, die keine Häuser besitzen und die der derzeitigen Situation voll ausgeliefert sind?

Da kam mir die Idee, kleine Häuser zu errichten und diese für einen niedrigen WERT zu vermieten. Mit diesen Geld, werden die Instandhaltungen und weitere Häuser errichtet, damit wir auf lange Zeit hin gesehen, vielen Menschen ein neues zu Hause ermöglichen können. Ich hatte schon mit vielen Gesprächen dazu und die Bevölkerung würde dieses sehr begrüßen. Auch liegt dieses Thema derzeit im Vereinsvorstand zur Diskussion, ob es legitim ist, die Spendengelder für diese Projekte zu investieren. Derzeit wird es gerade geprüft aber dennoch möchte ich auch eure Meinung einholen, was ihr davon haltet. Dürfen wir diese Projekte realisieren, ist es legitim die Spendengelder in diesem Kreislauf zu investieren, damit auf Langzeit gesehen, mehr Häuser für Victims errichtet werden können. Es gibt dem neuen zu Hause auch einen Wert und wie ihr bereits mitverfolgt habt, ist auch hier in Nepal es die Regel, was man geschenkt bekommt, ist nicht so viel Wert, als wenn man sich selbst etwas geschaffen hat.

Daher meine Frage an euch, glaubt ihr ist dieses Projekt aus eurer Sicht aus eine Sache die wir dringend durchführen sollten? 
Vielen Dank für eure Kommentare und wir werden diese in unsere Entscheidung mit einbinden.
Ich freue mich auf einen regen Austausch und werde mich wieder langsam ins Bett begeben…