Tagesbericht 13. + 14. 6 call for help from Pandora

Am Samstag sehr früh am Morgen brachen 4 Volontäre und ich auf, um den Hilferuf von ca. 25 Familien nachzukommen. Die Reise ging in ein uns unbekanntes Terrain und nur Kumar, kannte ungefähr den Weg der Anfahrt. 

Soweit vorhin…wieviel Stunden glaubt ihr, haben wir für 285km benötigt?

Für alle für uns war es ein Faktor, den wir nicht berechnen konnten und wir rüsteten uns für mindestens 4 Tage autarken Einsatz und während den Vorbereitung war die Spannung hoch, nicht nur bei uns sondern die gesamte Familie stand unter Strom und vor allem unsere Frauen machten sich sehr große Sorgen, da dies das Epizentrum des 1. Erdbebens war und diese Gegend nun bekannt ist für extremes land sliding…
Aber dennoch war der Wille des Helfens größer als die Gefahr in eventuellen Schwierigkeiten zu gelangen. 

Wie heißts immer so schön, für solche Fälle brauchts an gsunden Radikaloptimismus.

Was ging mit, 480kg Reis, 50 l Öl, 50 kg Salz, 12 Zelte, 15 Plastikplanen, 6 Schlafsäcke (mehr hatten wir leider nicht) und noch ein bisschen Vitamine und Spurenelemente für die Kinder.
Die Reise begann in Lama Gaon und wir fuhren von Pharping, über Kathmandu, Bhaktapur, District Kavre in den Destrikt von Sindhupalchowk, wo wie gesagt das Zentrum des Erdbebens war. Weiter nach Jiri dann weiter 2,5 Stunden nach Those und von dort aus irgendwo rauf???? 
Wir passiern 3 Hauptkämme, indenen wir immer wieder in die Wolken eintraten.
Es ist schwer zu erzählen wie sich die Anreise gestaltet hat, da sich die Streck als sehr mühsam herausstellte und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca 25 km/h uns das Gesicht teilweise einschlafen ließ. Aber so gut es ging fuhren wir, Kumar und ich, abwechselnd in einem Stück durch. Nur mit einer längeren Aufenthalt in Sukute Beach, ein beleibtes Rafting Zentrum, für ein spätes Mittagessen.

Es ging vorbei an tausenden von vernichteten Häuser und ebenso viele Notunterkünfte, Teils mit Plastikplanen und Teils mit Metalldächern und je weiter wir in den Sindhupalchowk Distrikt kamen hatten die Unterkünfte auch Holzverkleidungen, die mir als sehr komfortable erschienen.
Auch hatten wir ziemlich viele Polizei Checkpoint zu passieren und es war ein Gefühl des schmuggelns, da derzeit jede Hilfsgüter von der Polizei eingezogen werden, da angeblich dies jetzt das Gesetz ist. Also mussten wir uns an diesen unzähligen Chekpoints vorbei schummeln, indem Kumar vorging, sagte er hätte Güter für sein Hotel, Reis Dhal und Salz, alles andere hatten wir unter dem Reis begraben. Manchmal wurde er befragt, was dieser Ausländer hier machte und er sagte einfach nur, dass ist mein Schwager und er will ins Mount Everest Baiscamp. Mein Rucksack hatte ich ja immer fest zwischen meinen Beinen, damit es aussah als wäre ich zum Trekking da. Und auch als ich gefragt wurde, ob ich wirklich mit einer Nepalesin verheiratet bin, erwiderte ich in meinen wenig Nepalesisch, „ja sicher, meine Frau ist Nepalesin, gibt’s ein Problem?“ Und spätestens dann, war unser Weg frei…immer und immer wieder und als wir den letzten Checkpoint passiert hatten, war die Stimmung auch von Kumar schlagartig besser.
Irgendwann, machte ich mir einfach nur das Bild, dass wir einfach, wie der stete Tropfen der den Stein höhlen soll, wir die Kilometer Einen nach den Anderen herunter radeln. 

Nur leider, wurde der Tag zur Nacht und es verdunkelte sich das Land nicht nur in dessen Finsternis, sondern erschwerte nachdem wir wiederholt die Wolkengrenze erreichten, dichter Nebel unsere Anreise, auf teils verschütteten, oder so schmalen Wegen, dass wir nur langsam Zentimeter für Zentimeter unser Vehicel mit nur einem Heckantrieb diese schwierigen Passagen passieren konnten. 
Drohend waren die Überhänge aus Geröll und Gestein über uns, dass uns im Scheine der Stirnlampen nicht sehr vertrauenswürdig vorkam und wir jederzeit mit einem Landrutsch rechneten. Die Spannung war derartig hoch, da wir wussten, dass jede kleine Erschütterung einen Felssturz oder in schlimmsten Falle der schmale, sehr steil abfallende Weg einfach abrutscht könnte. Aber der Leader dieser Gegend garantierte uns am Vortag, dass die Wege sicher sind. Naja, vielleicht hätte Kumar sagen sollen, dass wir mit einem DI Truck unterwegs sind, der nicht Geländegängig ist… wie gesagt, Radikaloptimismus, dennoch die Stille und die Spannung war derartig hoch und auch glaubten wir den Weg verloren zu haben und sollt es hier in diesen Höhen auf diesen schmalen Wegen zu regnen beginnen, sind wir im A… 
Aber Gott sei Dank wurden wir von einem Wettereinbruch verschont und spät abends um 22 Uhr nach 11,5 Stunden erreichten wir ein Häuschen inmitten von Nirgendwo, wo uns bereits einige Leute erwarteten. 
Es war sehr kalt in dieser Gegend, ich schätzte so an die 8-10 Grad und leider waren keine Unterkünfte vorbereitet, so mussten wir uns erst ein Quartier errichten. Ich beschloss ein Zelt unter einem Wellblechdach zu errichten und 3 von den Jungs sollten im sicheren DI auf den Reissäcken, eingepackt in Schlafsäcken die Nacht verbringen. Wir spannten dann noch eine Plastikplane über das Fahrzeug und beendeten diesen Tag in einer Schwere die uns die letzten Stunden begleitete. Doch für mich war an Schlaf nicht zu denken, da direkt neben mir, ständig der Hund zu bellen begann und als er selbst einschlief, krähte bereits ein Hahn hinterm Zelt. 3 Uhr Morgens und die Nacht schien noch lang zu sein, doch trafen bereits um 5 Uhr die ersten Bergbevölkerungen ein, um sich hier zu treffen, sich zu beraten, Tee zu trinken und neben meinem Zelt hitzige Diskussionen zu führen. 
Naja, dass wars dann eh schon mit schlafen und um 6 hörte ich von der Ferne Donner…

Dass ist nicht gut, denn sollte es hier zu einem Wolkenbruch kommen sind wir für Tage blockiert und wir müssen abwarten, bis die Straße frei von jeder Feuchtigkeit ist, da die Gefahr des Abrutschens derartig hoch war, dass ich dieses Risiko nicht eingehen wollte.

Also entschied ich, die Jungs zu wecken, die Hilfsgüter dem Leader zu überreichen und dass dieser dann in unserem Namen die Güter verteilt. Betrügen war ned möglich, da bereits einige aus der Region versammelt waren. So sammelten wir Daten, überreichten die Hilfsgüter und machten uns schleunigst, nur mit einer Tasse Tee im Bauch, auf den Weg, raus aus dieser bergigen Gegend, wo definitiv unser DI falsch am Platz war.

Die Abfahrt war ein weiteres spannendes Kapitel und es hob uns teilweise während des Rutschvorganges bis zu einem Meter hoch aus und Gott sein Dank blieben wir noch in der Spur. Erst bei Tageslicht bemerkten wir, in welche Gefahr wir uns begaben und wir waren sehr unter Strom, lieblich ausgedruckt. Auch begann es leicht zu regnen, doch das Wetter hielt sich noch in Grenzen bis wir die steile und gefährliche Abfahrt hinter uns gebracht und wir die 1000 Höhenmeter in die nächst größere Ortschaft Those geschafft haben. Von oben sahen wir auch das Ausmaß der Zerstörung dieser kleinen Ortschaft. Als wir die Ortschaft erreichten, viel uns allen ein Stein von Herzen und gleichzeitig viel auch der Regen von oben herab, aber nicht zu schwach…man stell sich vor, wenn wir nur 10 Minuten später die Rückreise angetreten hätten.
Aber was solls, geschafft nun geht es heim, auf dem Weg machten wir kurz Halt an einem Ort wo Softstein abgebaut wurde, nachdem Erdbeben ist das Werk eingestellt worden, hatte eine nette Bekanntschaft mit einem sehr verliebten Wasserbüffel, der Anfangs ziemlich wild war, aber am Ende uns dennoch küsste. Einen Motorradfahrer der seit 3 Stunden auf Hilfe wartete, 2 ehemalige Polizisten die uns bis nach Kathmandu begliteten. Doch vor den Polizisten machten wir nochmals Halt am Flussufer Sukute Beach, loggten uns für 2 Stunden ein, damit wir rasten konnten und uns in einem eher fragwürdigen Pool zu erfrischen. Aber die Müdigkeit von uns beiden Fahrern war derart hoch, dass wir eine längere Rast, auch für ein Nickerchen machen mussten.

Um 22 Uhr erreichten wir unser zu Hause und unsere Frauen erwarteten uns mit einer Umarmung und die Freude war auf beiden Seiten groß. Auch war ich froh, dass wir dieses Abenteuer der Nächstenliebe in 2 Tagen absolviert hatten und es zu keine Zwischenfälle gekommen ist.
Danach vielen wir ins Bett und in der Nacht bemerkte ich wie ich mit meinen Händen im Halbschlaf agierte und Anordnungen gab. Na dann prost Mahlzeit, wird Zeit, dass wir heimfliegen.

Was ich mitnehmen konnte? 

Diese teils unberührte Gegend, die so wunderschön und rein ist, wo man glaubte, man ist im Film von Avatar, diese Stille, dieser Gesang der Natur, wo noch wildlebende Tiere, wie Tiger, Panther, Leoparden ja sogar Bären ihr Dasein verbringen dürfen, bis zu jenen Orten an dem der Mensch sich niederlies…er den Wald zu roden begann (Landslide), das Wasser verunreinigte (Nutzfahrzeuge und Motorräder werden in den Bächen gewaschen, die Notdurft wird in diesen verrichtet) und begann die Tierwelt zu versklaven. Manchmal, nur manchmal denke ich mir…haben wir diese Anmut verdient?